Schlafentzug – Symptome, Ursachen und Folgen
Inhalt
Wie gefährlich ist Schlafentzug? Ohne Essen, Trinken und Luft ist es dem Menschen nicht möglich zu überleben. Doch in dieser Liga der Grundelemente fehlt noch ein Viertes, welches genauso bedeutend ist. Die Rede ist hier vom Schlaf, denn dieser belegt auf der Überlebensskala sogar den dritten Rang. Ohne Luft zum Atmen bzw. Sauerstoff sterben wir Menschen innerhalb von fünf Minuten.
Bekommen wir nichts zu trinken, tritt der Tod hingegen nach vier bis fünf Tagen ein, denn der menschliche Körper trocknet ohne Wasser aus. Ohne Nahrung sterben wir dagegen nach etwa 60 Tagen, denn der Nährstoffmangel sorgt dafür, dass lebenswichtige Organe irgendwann ihre Dienste einstellen müssen. Nach 14 Tagen kann Schlafentzug außerdem einen Menschen töten.
Wie sieht die Anatomie des Schlafentzugs aus?
Eigentlich fängt alles ganz harmlos an, denn es kommt lediglich zu einer starken Müdigkeit. Meist ist es typisch, dass die Schlaflosigkeit sich zwischen drei und fünf Uhr in der Früh der ersten Nacht bemerkbar macht. Die Ursache dafür findet sich in der Ausschüttung verschiedener Botenstoffe im menschlichen Hirn, denn diese signalisieren, dass der Mensch jetzt dringend Schlaf braucht. Wird diese Phase dann überwunden, nimmt der Schlafentzug seinen Anfang und die Chemie im Körper beginnt sich zu verändern.
So kommt jetzt zu einer ganzen Reihe neurologischer, wie physiologischer Fehlfunktionen und gleichzeitig zu verschiedenen Systemausfällen. Folglich macht sich jetzt erst einmal eine Euphorie breit, welche eher als Täuschungsmanöver zu sehen ist. So wird das Gefühlszentrum jetzt verstärkt durchblutet, das erfolgreiche Wachbleiben außerdem als positiv verbucht, so dass Glückshormone den Körper durchspülen.
Lesen Sie auch: Schlafrhythmus ändern
Zügig machen sich die negativen Folgen des Schlafentzugs bemerkbar
Leider gehen die positiven Effekte aber zügig vorüber und die negativen Folgen des Schlafentzugs machen sich bemerkbar. Bereits nach 24 Stunden sinkt demnach die Temperatur des Körpers und der Betroffene friert. Der Herzschlag hingegen erhöht sich, das Abwehrsystem fährt seine Leistungskraft herunter, indem es weniger weiße Blutkörperchen herstellt.
Im Gleichklang kommt es ebenfalls zu neurologischen Folgen. So kommt die Gehirnregion, die für die Aktivität des Hirns ohne Außenreize verantwortlich ist aus dem Takt, so dass sich Fehler im Signalaufbau und -abbau breit machen. Das Kurzzeitgedächtnis arbeitet aus diesem Grund nur noch mit 60% Leistung. Kommt es in der darauffolgenden Nacht wieder zu einem Schlafentzug werden diese negativen Effekte verstärkt.
Durch den Schlafentzug sinkt die Reaktionszeit
Kommt es zum Schlafentzug sinken Körperbeherrschung, sowie Reaktionszeit auf ein Niveau, welches sich mit 0,85 Promille Alkohol im Blut vergleichen lässt. Im gleichen Zuge steigt außerdem der Blutdruck und das Gesicht schwillt so an, dass es aufgedunsen wirkt. Nach 48 Stunden ohne Schlaf treten Gehirn, wie Muskeln in die Erschöpfungsphase ein und es kommt zum ersten Mal zu sogenannten Sekundenschlaf, welcher etwa zwischen ein und sechs Sekunden dauern kann.
Auf diese Weise erzwingt das Gehirn eine kleine Erholungspause, indem der Betroffene mit offenen Augen einschläft. Hierbei handelt es sich um das erste Zeichen dafür, dass sowohl das Gehirn, als auch der Körper vor dem Schlafentzug nachgeben. Wer jetzt noch länger wach bleibt, kommt in einen Zustand, der mit einem Drogenrausch vergleichbar ist, denn die Signale werden jetzt immer fehlerhafter übertragen.
Der Entzug von Schlaf verändert das gesamte Verhalten
Randy Gardner ist derzeit der Wachrekordhalter, denn er schaffte es insgesamt 264 Stunden ohne Schlaf auszukommen. Nach dem der junge Mann vier Tage nicht geschlafen hatte, begann sich allerdings sein gesamtes Verhalten zu ändern. Der junge Mann wurde aggressiver, gereizter und beschrieb seinen Zustand, als würde jemand sein Gehirn mit Sandpapier bearbeiten. Randy Gardner kämpfte bereits nach vier Tagen ohne Schlaf nur noch mit Tiefpunkte.
Beim Militär gehört der Schlafentzug fast schon zur Grundausbildung der Soldaten dazu
Vor allem in der US-Army kommt es häufig vor, dass Schlafentzug Experimente mit den Soldaten durchgeführt werden, denn die Kampftruppen geraten wieder und wieder in Situationen, wo an Schlaf kaum zu denken ist. Aus diesem Grund, gilt es das Schlafbedürfnis zu senken, wenn man die Leistungsfähigkeit im Einsatz steigern will. So ist der Schlaf die unsichtbare Geheimwaffe, denn wer das eigene und das gegnerische Schlafverhalten kennt, wie beherrscht, besitzt einen klaren Vorteil.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob es überhaupt möglich ist, dass Bedürfnis nach dem nächtlichen Schlaf zu regulieren? Um dies in die Wege leiten zu können, müsste man die innere Uhr des Menschen auf irgendeine Art und Weise überlisten. Tatsächlich gibt es inzwischen sogar Anzeichen dafür, dass dies machbar ist, denn in jedem Menschen ticken parallel verschiedene Uhrwerke.
Viele davon arbeiten, wie normale Zeitmesser in Zyklen. Demnach steuern über hundert biologische Uhren nicht nur die immunologischen, wie hormonellen Veränderungen im menschlichen Körper, sondern ebenfalls die kleinen sogenannten Sekundenzyklen, wie Blinzeln der Augen, Atmen und ähnliches. Die meisten dieser Zyklen wiederholen sich ungefähr alle 24 Stunden.
Lesetipp: Unruhiger Schlaf
Es gibt Nebenuhren und Hauptuhren. Letzteres findet sich im menschlichen Gehirn, so dass hier auch eine Ansammlung von Nervenzellen zugegen ist, die kurz SCN genannt werden. Diese Hauptuhr arbeitet autonom. So beträgt dieser natürliche Zyklus der inneren Uhr insgesamt 25 Stunden, allerdings wird dieser durch die Sonne täglich auf 24 Stunden heruntergeschraubt.
Der Lichtimpuls gelangt ebenso durch geschlossene Augenlider in die optischen Sehfasernerven und sendet auf diese Weise das Signal aus, dass der Tag begonnen hat. Im gleichen Zuge hemmt das Tageslicht die Produktion des Schlafhormons Melatonin.
Die tägliche Temperaturschwankung des menschlichen Körpers stimmt außerdem mit dem Hauptuhrzyklus überein. Erreicht die Melatonin-Ausschüttung ihren Höhepunkt, ist die Körpertemperatur eines gesunden Menschen am Niedrigsten. Auf diese Weise erschaffen beide Zyklen zusammen dann das Bedürfnis nach Schlaf. Mit Hilfe künstlich verkürzter Tag-Nacht-Zyklen haben erste Versuche der Manipulation bereits bewiesen, dass die Justierung der 25-Stunden-Uhr verändert werden kann.
Aus welchem Grund muss der Mensch schlafen?
Die meisten Experten sind der Ansicht, dass der Mensch den Schlaf benötigt, um seinen Körper regenerieren zu können. Außerdem brauchen wir Schlaf damit sich unser Gehirn formatieren kann. Schläft der Mensch hingegen zu wenig oder überhaupt nicht, können die Sinnesreize, sowie Gefühle die tagsüber wahrgenommen werden nicht mehr richtig verarbeitet und demnach in den passenden Speicherplätzen des Gehirns abgelegt werden. Somit gehört der Schlafentzug zu den schlimmsten Feinden des menschlichen Hirns und des Körpers.
Wann wird Schlafentzug zur Gefahr?
Schlafentzug gilt nach etwa 96 Tagen als reine Folter, denn aller spätestens nach dieser Zeitspanne haben sämtliche psychischen, wie körperlichen Reaktionen ihren Lauf genommen. Langzeitfolgen treten jetzt nicht selten auf, so dass es zu dauerhaften Veränderungen der Persönlichkeit, sowie zu Schlafproblemen kommen kann. Nach zwei Wochen etwa können die permanenten Schlafentzug Folgen sogar zum Tode führen.