Flunitrazepam (Rohypnol)

Flunitrazepam, besser bekannt unter dem Handelsnamen Rohypnol, ist ein hochwirksames Schlafmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine. Es wird bei schweren Einschlafstörungen und als Prämedikation vor Eingriffen eingesetzt. Aufgrund seiner sedierenden Wirkung und langen Halbwertszeit kommt es jedoch nur für eine kurzfristige Anwendung infrage. In Deutschland ist der Wirkstoff seit 2011 als Betäubungsmittel eingestuft – die Abgabe erfolgt ausschließlich auf BtM-Rezept. Missbrauchs- und Abhängigkeitsgefahr sind erheblich.

Flunitrazepam (Rohypnol)
Flunitrazepam (Rohypnol)

Das Wichtigste in Kürze

  • Flunitrazepam wirkt schnell (15–20 Minuten) und langanhaltend (4–7 Stunden, teils länger).
  • Anwendung nur bei schwersten Schlafstörungen und unter strenger ärztlicher Kontrolle.
  • Die Substanz kann bereits nach wenigen Tagen zu psychischer und physischer Abhängigkeit führen.
  • Seit 2011 ist Flunitrazepam in Deutschland nur mit Betäubungsmittelrezept erhältlich.
  • Alternativen mit geringerem Risiko: Z-Substanzen, Verhaltenstherapie, Schlafhygiene.

Was ist Flunitrazepam (Rohypnol) und wofür wird es eingesetzt?

Flunitrazepam ist ein starkes Benzodiazepin, das als Schlafmittel bei schweren Einschlafstörungen und zur Beruhigung vor medizinischen Eingriffen genutzt wird.

Wirkweise und medizinischer Einsatz

Flunitrazepam wirkt über den Neurotransmitter GABA, indem es die hemmende Wirkung an GABA<sub>A</sub>-Rezeptoren im Gehirn verstärkt. Die Folge ist eine ausgeprägte Beruhigung, Muskelentspannung und Schläfrigkeit.

Der Wirkstoff zählt zu den stärksten Benzodiazepinen. Er wird hauptsächlich bei schweren Schlafstörungen verordnet, bei denen andere Medikamente versagen. Auch zur Beruhigung (Prämedikation) vor Operationen kommt Flunitrazepam in Ausnahmefällen zum Einsatz. Aufgrund der langen Halbwertszeit von bis zu 35 Stunden kann der beruhigende Effekt bis in den Folgetag hineinreichen. Die Wirkung setzt rasch ein, was den Wirkstoff in akuten Situationen attraktiv, aber auch risikoreich macht. In der Praxis wird Flunitrazepam heute nur noch selten verschrieben – vor allem wegen seiner Missbrauchsgefahr.

Dosierung und empfohlene Anwendungsdauer

Die übliche Dosis für Erwachsene liegt bei 0,5 bis 1 mg vor dem Schlafengehen. In besonders schweren Fällen sind bis zu 2 mg möglich. Ältere Patient*innen erhalten meist nur 0,25 mg, da sie empfindlicher auf die Substanz reagieren.

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Die Behandlung darf in der Regel nur wenige Tage dauern – idealerweise nicht länger als 7 bis 10 Tage. In Ausnahmefällen kann sie auf maximal vier Wochen ausgeweitet werden. Die Einnahme sollte stets unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Ein abruptes Absetzen wird nicht empfohlen, da Entzugserscheinungen auftreten können. Stattdessen ist eine schrittweise Reduktion erforderlich.

Wirkungseintritt, Wirkdauer und Halbwertszeit

Flunitrazepam beginnt etwa 15 bis 20 Minuten nach oraler Einnahme zu wirken. Die maximale Wirkung hält etwa 4 bis 7 Stunden an. Bei einigen Menschen – vor allem bei älteren – kann die Wirkung deutlich länger anhalten. Grund dafür sind aktive Metaboliten und eine lange Halbwertszeit von bis zu 35 Stunden. Dies erklärt auch die sogenannte „Hangover-Wirkung“ am nächsten Morgen, die mit Müdigkeit und Konzentrationsstörungen einhergehen kann.

Die verlängerte Wirkung erhöht zudem das Risiko für Stürze oder Unfälle, insbesondere bei älteren Menschen. Deshalb sollte die Anwendung sehr genau abgewogen werden.

Nebenwirkungen, Risiken und Missbrauchspotenzial

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit und Konzentrationsschwäche – auch noch am Folgetag. Gefährlicher sind Gedächtnislücken (anterograde Amnesie) und verminderte Reaktionsfähigkeit. Paradoxe Reaktionen wie Unruhe, Halluzinationen oder Aggressivität können insbesondere bei älteren Menschen oder Kindern auftreten.

Das größte Risiko ist jedoch die Abhängigkeitsentwicklung. Schon nach kurzer Einnahmezeit kann eine psychische und physische Abhängigkeit entstehen. Entzugserscheinungen reichen von Nervosität über Schlaflosigkeit bis zu Krampfanfällen. Zusätzlich besteht Sturzgefahr durch Gangunsicherheit sowie das Risiko einer Atemdepression. Besonders kritisch ist die Kombination mit Alkohol oder anderen dämpfenden Substanzen.

Wechselwirkungen und Gegenanzeigen

Die Wirkung von Flunitrazepam wird durch Alkohol, Opioide, Antihistaminika oder Muskelrelaxanzien deutlich verstärkt – teils mit lebensgefährlichen Folgen. Auch Grapefruitsaft kann durch Hemmung bestimmter Enzyme zu einer erhöhten Konzentration des Wirkstoffs führen.

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Kontraindiziert ist Flunitrazepam bei Schwangerschaft und Stillzeit, da Fehlbildungen und Entzugssymptome beim Neugeborenen möglich sind. Weitere Ausschlusskriterien sind Atemwegserkrankungen wie Schlafapnoe, schwere Leber- oder Nierenerkrankungen sowie eine Suchterkrankung in der Vorgeschichte. Auch bei älteren Patient*innen mit kognitiven Einschränkungen ist Vorsicht geboten.

Rechtlicher Status und Missbrauchsprävention

Seit 2011 gilt Flunitrazepam in Deutschland als Betäubungsmittel. Das bedeutet: Es darf nur auf ein spezielles BtM-Rezept verschrieben werden. Die Höchstmenge pro Rezept beträgt beispielsweise 30 mg für 30 Tage.

Der Grund für diese Einstufung liegt im hohen Missbrauchspotenzial. Besonders problematisch ist, dass der Wirkstoff farblos, geschmacklos und schnell wirksam ist – was zu seiner Nutzung als „K.O.-Tropfen“ geführt hat. Um Missbrauch zu erschweren, wurden Tabletten eingefärbt und die Packungsgröße reduziert. Trotzdem bleibt Flunitrazepam ein Risiko – sowohl in der Freizeitdroge-Szene als auch im klinischen Bereich.

Anwendungshinweise und sichere Alternativen

Flunitrazepam sollte nur kurzfristig und unter ärztlicher Kontrolle angewendet werden. Die Dosis sollte nie ohne Rücksprache erhöht oder abrupt abgesetzt werden. Bei längerer Einnahme drohen schwere Entzugsreaktionen. Wer unter chronischen Schlafstörungen leidet, sollte auf risikoärmere Alternativen ausweichen.

Dazu gehören Z-Substanzen wie Zolpidem oder Zopiclon. Auch nicht-benzodiazepine Hypnotika wie Doxepin oder Agomelatin sind geeignet. Am nachhaltigsten ist jedoch die kognitive Verhaltenstherapie bei Insomnie (CBT-I). Zusätzlich helfen Maßnahmen wie ein geregelter Schlafrhythmus, Verzicht auf Koffein oder Alkohol und entspannende Abendroutinen.

Fazit

Flunitrazepam ist ein wirksames, aber hochriskantes Schlafmittel, das nur in medizinisch gerechtfertigten Ausnahmefällen zum Einsatz kommen sollte. Wegen seines starken Abhängigkeitspotenzials und der langen Wirkdauer eignet es sich nicht zur Dauertherapie. Die rechtliche Einstufung als Betäubungsmittel unterstreicht die Gefahrenlage. Für die Behandlung von chronischen Schlafstörungen bieten sich sichere und nachhaltigere Alternativen an – insbesondere Verhaltenstherapie und schlafhygienische Maßnahmen.

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