Temazepam
Wirkung, Anwendung und Risiken im Überblick
Temazepam ist ein verschreibungspflichtiges Benzodiazepin, das vor allem zur kurzfristigen Behandlung schwerer Schlafstörungen eingesetzt wird. Es wirkt schnell, beruhigend und schlaffördernd. Aufgrund seines hohen Abhängigkeitspotentials und möglicher Nebenwirkungen sollte der Einsatz gut überlegt und ärztlich überwacht sein. Die Wirkung tritt innerhalb von Minuten ein, hält mehrere Stunden an und erleichtert so das Ein- und Durchschlafen. Dennoch darf Temazepam nicht als dauerhafte Lösung betrachtet werden. Eine genaue Risikoabwägung ist essenziell, besonders bei älteren oder vorerkrankten Patienten.

Das Wichtigste in Kürze
- Temazepam wirkt schnell: Bereits 5–15 Minuten nach Einnahme tritt die beruhigende Wirkung ein.
- Kurzfristige Anwendung empfohlen: Die Einnahme sollte maximal 2–4 Wochen betragen.
- Mittellange Wirkdauer: Die Halbwertszeit liegt bei 5–13 Stunden.
- Abhängigkeit möglich: Bereits nach wenigen Wochen kann eine psychische und physische Abhängigkeit entstehen.
- Nicht-medikamentöse Ansätze bevorzugen: Schlafhygiene, CBT-I oder Melatonin gelten als langfristige Alternativen.
Was ist Temazepam und wofür wird es eingesetzt?
Temazepam ist ein beruhigendes Schlafmittel aus der Gruppe der Benzodiazepine, das zur kurzzeitigen Behandlung von Ein- und Durchschlafstörungen bei Erwachsenen verordnet wird.
Wirkmechanismus und pharmakologische Eigenschaften
Temazepam gehört zur Gruppe der mittellang wirksamen Benzodiazepine und wirkt auf das zentrale Nervensystem. Die Wirkung beruht auf der Verstärkung des Neurotransmitters GABA am GABA<sub>A</sub>-Rezeptor. Dadurch entsteht ein beruhigender, angstlösender, muskelentspannender und schlaffördernder Effekt. Nach oraler Einnahme tritt die Wirkung rasch ein – meist innerhalb von 5 bis 15 Minuten.
Die Halbwertszeit liegt zwischen 5 und 13 Stunden, was eine ausreichend lange Wirkung während der Nacht gewährleistet. Aufgrund dieser Eigenschaften eignet sich Temazepam besonders bei Ein- und Durchschlafproblemen. Es wird vollständig in der Leber metabolisiert und hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden. In Deutschland ist Temazepam ein verschreibungspflichtiges Betäubungsmittel gemäß BtMG Anlage 3, was die ärztliche Kontrolle zusätzlich reglementiert.
Anwendung, Dosierung und Einnahmeempfehlung
Die empfohlene Standarddosis liegt zwischen 10 und 20 mg und sollte etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen eingenommen werden. In besonderen Fällen, etwa zur Prämedikation vor Operationen, kann die Dosis auf 30–40 mg erhöht werden. Bei älteren Menschen, Leber- oder Niereninsuffizienz sowie geschwächten Patienten ist besondere Vorsicht geboten – hier sollte die Dosis reduziert werden.
Die Einnahme sollte möglichst regelmäßig erfolgen, jedoch nie ohne ärztliche Rücksprache. Temazepam darf keinesfalls mit Alkohol oder anderen dämpfenden Substanzen kombiniert werden. Eine eigenmächtige Dosiserhöhung oder abruptes Absetzen kann schwerwiegende Folgen haben.
Patientengruppe | Empfohlene Dosis |
---|---|
Erwachsene | 10–20 mg |
Prämedikation | 30–40 mg |
Ältere/geschwächte Personen | 5–10 mg |
Wie bei allen Benzodiazepinen treten auch bei Temazepam typische Nebenwirkungen auf. Sehr häufig sind Tagesmüdigkeit, Schwindel, Benommenheit und eine verlangsamte Reaktionsfähigkeit – ein sogenannter „Hangover“. Häufig werden zudem Konzentrationsstörungen, Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen, Libidoverlust oder Mundtrockenheit berichtet.
In seltenen Fällen kommt es zu paradoxen Reaktionen wie Aggressivität, Halluzinationen oder Wutanfällen. Besonders gefürchtet ist die anterograde Amnesie, bei der sich Betroffene nach Einnahme nicht mehr an spätere Ereignisse erinnern können. Solche Nebenwirkungen treten vermehrt bei hoher Dosierung oder in Kombination mit Alkohol auf. Eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Abwägung ist daher unerlässlich.
Wechselwirkungen, Warnhinweise und Kontraindikationen
Temazepam kann in Kombination mit anderen zentral wirksamen Substanzen gefährliche Wechselwirkungen verursachen. Besonders Alkohol, Opioide, Antihistaminika oder Muskelrelaxanzien erhöhen die Gefahr einer Atemdepression. Auch bestimmte Arzneimittel wie Rifampicin oder Johanniskraut, die das CYP3A4-Enzymsystem beeinflussen, können die Wirkung verstärken oder abschwächen.
Temazepam ist kontraindiziert bei Schlafapnoe, COPD, schwerer Leberinsuffizienz, Myasthenia gravis, Schwangerschaft und bei Kindern unter 18 Jahren. Vor Therapiebeginn sollten ärztlich alle Vorerkrankungen und Begleitmedikationen sorgfältig geprüft werden. Patienten mit Suchterkrankungen in der Vorgeschichte gelten als besonders gefährdet.
Risiko der Abhängigkeit und mögliche Entzugserscheinungen
Temazepam hat ein hohes Suchtpotential. Schon nach wenigen Wochen regelmäßiger Einnahme kann eine Abhängigkeit entstehen – sowohl körperlich als auch psychisch. Dabei steigt das Risiko mit Dauer der Anwendung und Höhe der Dosis.
Besonders gefährlich ist das plötzliche Absetzen: Dieses kann zu Entzugssymptomen wie Unruhe, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Zittern, Angst, Krampfanfällen oder sogar psychotischen Episoden führen. Der Entzug sollte stets schrittweise und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Bei Langzeitanwendung wird ein langsames Ausschleichen über Wochen empfohlen. Auch eine unterstützende Verhaltenstherapie kann hilfreich sein, um die psychische Abhängigkeit zu überwinden.
Leitlinien zur Dauer der Anwendung und mögliche Alternativen
Die Einnahme von Temazepam sollte laut Fach- und S3-Leitlinien auf maximal zwei bis vier Wochen begrenzt bleiben. Bei längerer Einnahme steigt das Risiko von Toleranzentwicklung, Abhängigkeit und Nebenwirkungen erheblich. Wird eine längere Behandlung erforderlich, ist eine engmaschige ärztliche Überwachung unabdingbar.
Langfristig sollten nicht-medikamentöse Ansätze wie kognitive Verhaltenstherapie für Insomnie (CBT-I), Schlafhygiene oder Stressbewältigung im Vordergrund stehen. In bestimmten Fällen können auch Alternativen wie Z-Substanzen (Zolpidem, Zopiclon), niedrig dosierte sedierende Antidepressiva oder Melatonin erwogen werden. Diese Optionen sollten jedoch ebenfalls kritisch geprüft werden.
Fazit
Temazepam kann bei akuten Schlafproblemen kurzfristig sehr wirksam sein. Dennoch birgt das Präparat ernstzunehmende Risiken. Abhängigkeit, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen machen eine strenge ärztliche Kontrolle erforderlich. Wer Temazepam nutzt, sollte auf eine klare Einnahmedauer achten und nicht-medikamentöse Alternativen in Betracht ziehen. Die individuelle Beratung durch Fachpersonal ist unerlässlich für einen sicheren Einsatz.