Doxepin

Doxepin ist ein trizyklisches Antidepressivum mit ausgeprägter sedierender Wirkung, das in Deutschland auch zur Behandlung von Schlafstörungen eingesetzt wird. In niedrigen Dosen wirkt es primär über die Blockade von H₁-Rezeptoren als Antihistaminikum – schlaffördernd und meist gut verträglich. Besonders geeignet ist es bei Einschlafstörungen oder schlechtem Durchschlafen. Der Wirkmechanismus unterscheidet sich je nach Dosierung deutlich und beeinflusst sowohl Wirksamkeit als auch Nebenwirkungen.

Doxepin
Doxepin

Das Wichtigste in Kürze

  • Zweifachwirkung: Doxepin wirkt je nach Dosis entweder als Schlafmittel oder als Antidepressivum.
  • Niedrige Dosis, starke Wirkung: 3–6 mg abends fördern den Schlaf ohne klassische TCA-Nebenwirkungen.
  • Nebenwirkungsarm: Bei niedriger Dosierung sind unerwünschte Effekte selten und mild.
  • Rasche Wirkung: Einschlafhilfe meist innerhalb weniger Stunden; stimmungsaufhellende Wirkung nach Wochen.
  • Nur unter ärztlicher Aufsicht: Anwendung, Dosisanpassung und Absetzen müssen ärztlich begleitet werden.

Wie wirkt Doxepin bei Schlafstörungen?

Doxepin verbessert den Schlaf durch Blockade von Histamin-H₁-Rezeptoren im Gehirn. In niedriger Dosierung entfaltet es eine stark sedierende Wirkung, ohne typische anticholinerge Effekte hervorzurufen.

Wirkmechanismus: Wie Doxepin im Körper wirkt

Doxepin beeinflusst mehrere Neurotransmittersysteme. In höheren Dosen hemmt es die Wiederaufnahme von Serotonin und Noradrenalin, was stimmungsaufhellend und beruhigend wirkt. In niedriger Dosierung (3–6 mg) hingegen entfaltet es seine Wirkung fast ausschließlich über die Blockade von H₁-Rezeptoren. Dieser Effekt erklärt die ausgeprägte schlaffördernde Wirkung bei gleichzeitig geringer Nebenwirkungsrate.

Entscheidend ist die Dosis: Während niedrige Mengen primär antihistaminisch wirken, treten bei höheren Dosierungen anticholinerge, antiadrenerge und antiserotonerge Effekte auf. Diese können zu klassischen Nebenwirkungen führen, etwa Mundtrockenheit, Sehstörungen oder Verstopfung. Aufgrund der variablen Wirkung muss die Therapie individuell angepasst werden. Der schlafinduzierende Effekt ist bereits nach wenigen Stunden spürbar, die antidepressive Wirkung setzt typischerweise erst nach 2–3 Wochen ein. Eine Toleranzentwicklung wurde in der hypnotischen Dosis über 12 Wochen nicht beobachtet.

Anwendungsgebiete: Wann Doxepin sinnvoll ist

Doxepin ist in Deutschland zur Behandlung von Schlafstörungen zugelassen – vor allem bei Problemen mit dem Ein- oder Durchschlafen. Es wird zudem off-label bei generalisierter Insomnie eingesetzt. Darüber hinaus ist Doxepin zur Behandlung depressiver Erkrankungen, Angststörungen und im Rahmen des Alkoholentzugs zugelassen.

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In der Praxis wird es häufig bei älteren Patient:innen mit Schlafproblemen genutzt, da es bei niedriger Dosis kaum Wechselwirkungen und eine gute Verträglichkeit zeigt. Wichtig ist dabei die individuelle Indikation: Bei organisch bedingten Schlafstörungen sollte eine symptomatische Behandlung stets mit der Ursache abgestimmt werden. Zusätzlich kann Doxepin bei therapieresistenten depressiven Zuständen eine sinnvolle Ergänzung sein – jedoch nur bei sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung.

Dosierung: Welche Mengen sind wann sinnvoll

Die Wirkung von Doxepin ist stark dosisabhängig. Zur Schlafinduktion wird meist eine niedrige Dosis zwischen 3 und 6 mg einmal täglich am Abend empfohlen. In dieser Dosierung wirkt Doxepin stark sedierend, ohne die typischen Nebenwirkungen trizyklischer Antidepressiva hervorzurufen. Bei Bedarf kann die Dosis bis auf maximal 25 mg gesteigert werden, wobei hier das Risiko anticholinerger Nebenwirkungen steigt.

Zur antidepressiven Behandlung werden höhere Tagesdosen von 25 bis 50 mg eingesetzt. Die Therapie sollte immer mit der niedrigstmöglichen wirksamen Dosis beginnen. Besonders bei älteren Menschen ist Vorsicht geboten, da bereits kleine Mengen Kreislaufreaktionen und Verwirrtheit auslösen können. Ein langsames Einschleichen der Dosis wird empfohlen. Wichtig: Ein abruptes Absetzen sollte vermieden werden, um Rebound-Effekte zu verhindern.

Nebenwirkungen: Was bei der Einnahme auftreten kann

Doxepin ist in niedriger Dosierung (< 6 mg) sehr gut verträglich. Nebenwirkungen treten selten auf und sind meist mild. Zu den häufigsten Symptomen zählen Kopfschmerzen, leichte Tagesmüdigkeit oder Mundtrockenheit. In höheren Dosierungen können jedoch zahlreiche unerwünschte Effekte auftreten. Dazu gehören Herzrhythmusstörungen, Hypotonie, Gewichtszunahme, Sehstörungen, Verstopfung und Harnverhalt.

Auch psychische Veränderungen wie Verwirrtheit oder Delir, vor allem bei älteren Menschen, sind möglich. Das Risiko steigt bei gleichzeitiger Einnahme anderer zentral dämpfender Substanzen. Bei genetischer Veranlagung oder Leber- bzw. Nierenerkrankungen kann die Verstoffwechselung verlangsamt ablaufen, was zu einer Wirkstoffanhäufung führt. Regelmäßige ärztliche Kontrolle ist daher essenziell.

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Wechselwirkungen und Kontraindikationen

Doxepin darf nicht mit bestimmten Medikamenten kombiniert werden. Die gleichzeitige Einnahme von Alkohol, Benzodiazepinen oder Opioiden kann die sedierende Wirkung verstärken und das Unfallrisiko erhöhen. Vorsicht ist bei gleichzeitiger Einnahme von CYP-Inhibitoren wie Fluoxetin oder Paroxetin geboten, da sie den Abbau von Doxepin hemmen und zu Nebenwirkungen führen können.

Die Kombination mit MAO-Hemmern ist strikt kontraindiziert – es besteht das Risiko eines Serotonin-Syndroms. Zusätzlich besteht bei UV-Strahlung (z. B. Solarium) ein Risiko für phototoxische Reaktionen. Doxepin darf bei Glaukom, schwerer Herz-, Leber- oder Nierenerkrankung nicht angewendet werden. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte die Anwendung nur bei zwingender Indikation erfolgen. Individuelle Risikofaktoren müssen stets ärztlich abgeklärt werden.

Anwendung in der Praxis: Sicherer Umgang mit Doxepin

Die Behandlung mit Doxepin beginnt mit einer fundierten Diagnostik. Vor Beginn sollte ein Arzt oder Psychotherapeut organische Ursachen für Schlafprobleme ausschließen. Im Anschluss wird die niedrigste wirksame Dosis verordnet – in der Regel 3 mg, bei Bedarf bis maximal 6 mg. Tritt keine ausreichende Wirkung ein, kann die Dosis unter ärztlicher Kontrolle schrittweise auf maximal 25 mg gesteigert werden. Diese Anpassung sollte jedoch nur kurzfristig erfolgen (z. B. über 2–4 Wochen).

Ein plötzliches Absetzen ist zu vermeiden, da Entzugssymptome auftreten können. Stattdessen ist ein langsames Ausschleichen der Dosis notwendig. Begleitend zur medikamentösen Therapie sollten Schlafhygiene, kognitive Verhaltenstherapie und Entspannungstechniken zum Einsatz kommen. Kontrolluntersuchungen, insbesondere von Blutdruck, Leberwerten und Herzfunktion, sind bei längerer Einnahme wichtig.

Fazit

Doxepin ist ein wirksames Schlafmittel mit antidepressivem Potenzial, wenn es korrekt dosiert wird. Besonders in niedriger Dosis überzeugt es durch gute Verträglichkeit und schnelle Wirkung. Der Nutzen ist hoch, solange ärztliche Überwachung und begleitende Maßnahmen eingehalten werden. Wer Schlafstörungen effektiv und sicher behandeln möchte, findet in Doxepin eine durch Studien gut belegte Option – aber nur bei klarer Indikation und verantwortungsvollem Einsatz.

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