Oxazepam

Oxazepam ist ein bewährtes Medikament aus der Gruppe der Benzodiazepine, das bei Angstzuständen, innerer Unruhe und Schlafproblemen eingesetzt wird. Es wirkt beruhigend und angstlösend, hat aber ein relevantes Abhängigkeitspotenzial. Aufgrund seiner pharmakologischen Eigenschaften gilt es als vergleichsweise sicher – vorausgesetzt, es wird korrekt dosiert und nicht langfristig angewendet. Besonders Menschen mit Lebererkrankungen profitieren von der schonenden Verstoffwechselung. Doch es gibt klare Grenzen beim Einsatz.

Oxazepam
Oxazepam

Das Wichtigste in Kürze

  • Wirkstoffklasse: Mittel- bis langwirksames Benzodiazepin
  • Einsatzgebiete: Angst, Anspannung, Schlafstörungen
  • Wirkung: Beruhigend, angstlösend, sedierend
  • Anwendung: Kurzfristig, maximal 2–4 Wochen
  • Risiken: Abhängigkeit, Tagesmüdigkeit, Sturzgefahr bei Älteren

Was ist Oxazepam und wofür wird es angewendet?

Oxazepam ist ein angstlösendes und beruhigendes Medikament aus der Benzodiazepin-Gruppe. Es wird bei Angstzuständen, innerer Unruhe und Schlafstörungen eingesetzt, insbesondere wenn andere Maßnahmen nicht ausreichen.

Wirkmechanismus und Besonderheiten von Oxazepam

Oxazepam entfaltet seine Wirkung über die GABA-Rezeptoren im zentralen Nervensystem. Durch die Bindung wird die Aktivität bestimmter Nervenzellen gehemmt. Dies führt zu einer Entspannung der Muskulatur, einer Reduktion innerer Anspannung und letztlich zu Schläfrigkeit. Die Wirkung tritt langsam ein, hält dafür aber 8 bis 12 Stunden an – bei manchen Personen sogar bis zu 15 Stunden.

Ein wichtiger Vorteil gegenüber anderen Benzodiazepinen ist die Verstoffwechselung: Oxazepam wird nicht über das empfindliche Cytochrom-P450-System abgebaut, sondern über Glucuronidierung. Diese Besonderheit macht den Wirkstoff auch für Menschen mit Leberfunktionsstörungen besser verträglich. Dennoch sollte die Dosierung bei solchen Patient*innen vorsichtig angepasst werden.

Für wen ist Oxazepam geeignet – und für wen nicht?

Oxazepam kommt bei Menschen zum Einsatz, die unter akuten Angstzuständen, innerer Unruhe oder Ein- und Durchschlafstörungen leiden – insbesondere, wenn psychotherapeutische oder andere nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht ausreichen.

Doch die Anwendung ist nicht für alle geeignet. Bei bekannten Suchterkrankungen, Myasthenia gravis, bestimmten neurologischen Störungen wie zerebellärer Ataxie oder schwerer Ateminsuffizienz ist Oxazepam kontraindiziert. Auch bei älteren Menschen oder Personen mit Depressionen, Leber- oder Nierenerkrankungen ist Vorsicht geboten. Hier kann das Risiko für Nebenwirkungen oder Überdosierungen steigen, weshalb eine reduzierte Dosis erforderlich ist.

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Dosierung, Anwendung und Therapiedauer

Oxazepam ist in Tablettenform erhältlich, häufig in den Dosierungen 10 mg und 50 mg. Gängige Präparate sind etwa Oxazepam Hexal®, ratiopharm® oder neuraxpharm®.
Die empfohlene Dosierung richtet sich nach der Indikation:

  • Angst und Unruhe: 10 mg morgens und 20 mg abends (max. 60 mg/Tag)
  • Durchschlafstörungen: 5–10 mg etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen
  • Ältere Menschen: ggf. nur ½ Tablette (5 mg), um Nebenwirkungen zu vermeiden

Die Behandlung sollte zeitlich klar begrenzt sein – auf maximal 2 bis 4 Wochen. Grund ist das hohe Abhängigkeitspotenzial. Ein abruptes Absetzen kann zu teils heftigen Entzugserscheinungen führen. Deshalb ist ein langsames Ausschleichen über mindestens 1–2 Wochen unter ärztlicher Kontrolle Pflicht.

Nebenwirkungen und besondere Risiken bei der Einnahme

Wie alle Benzodiazepine kann auch Oxazepam Nebenwirkungen verursachen. Besonders häufig (>10 %) treten Schläfrigkeit, Benommenheit, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen und niedriger Blutdruck auf.
Weitere Beschwerden können sein:

  • Gedächtnisstörungen
  • Muskelschwäche
  • Schwindel
  • Mundtrockenheit
  • Magen-Darm-Beschwerden
  • Libidoveränderungen

Bei älteren Menschen kommt es gelegentlich zu paradoxen Reaktionen wie Unruhe, Aggression oder Halluzinationen. Zudem erhöht Oxazepam bei dieser Personengruppe das Risiko für Stürze – bedingt durch eine verminderte Koordination.

Wechselwirkungen, Verkehrstüchtigkeit und Abhängigkeitsgefahr

Die Wirkung von Oxazepam kann durch Alkohol, Antidepressiva, Muskelrelaxantien und andere beruhigende Substanzen deutlich verstärkt werden. Das kann lebensbedrohlich werden – insbesondere bei Kombination mit Alkohol.

Patienten mit Leber- oder Nierenschäden, Kreislaufstörungen oder Depressionen müssen besonders engmaschig überwacht werden.

Wichtig: Nach Einnahme sollten Betroffene mindestens 24 Stunden lang kein Fahrzeug führen und keine Maschinen bedienen. Besonders gefährlich wird es in Kombination mit Alkohol – hier sind schwere Unfälle möglich.

Bei längerer Einnahme droht eine Abhängigkeitsentwicklung. Symptome bei abruptem Absetzen sind unter anderem Schlaflosigkeit, Angst, Zittern, Muskelzuckungen oder Halluzinationen. Die Dosis sollte deshalb immer langsam und unter ärztlicher Aufsicht reduziert werden.

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Tipps zu Alternativen und nicht-medikamentösen Optionen

Wer nicht auf Benzodiazepine zurückgreifen möchte oder langfristige Lösungen sucht, kann auf Alternativen setzen. Dazu zählen psychotherapeutische Verfahren wie die kognitive Verhaltenstherapie, aber auch Entspannungstechniken wie Yoga oder Progressive Muskelrelaxation.

Bei leichteren Schlafproblemen können pflanzliche Mittel helfen, etwa Baldrian, Hopfen oder Lavendel. Auch Melatonin-Agonisten sind eine Option mit deutlich geringerem Abhängigkeitspotenzial.
Zudem spielt Schlafhygiene eine zentrale Rolle: regelmäßige Schlafzeiten, keine Bildschirmnutzung vor dem Einschlafen, kühle Raumtemperaturen und Verzicht auf Koffein können die Schlafqualität langfristig verbessern.

Fazit

Oxazepam ist ein wirksames Mittel gegen akute Angst und Schlafstörungen – vorausgesetzt, es wird verantwortungsvoll eingesetzt. Besonders bei älteren Menschen oder bei Vorerkrankungen ist Vorsicht geboten. Die kurzfristige Anwendung kann Erleichterung schaffen, sollte aber nicht zur Dauermedikation werden. Wer Wert auf eine langfristige Lösung legt, sollte psychotherapeutische Alternativen in Betracht ziehen.

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